Nach den „21 Lektionen …“ habe ich inzwischen auch Yuval Noah Hararis vorhergehendes Buch „Homo Deus – eine Geschichte von Morgen“ durchgeschmökert. Das läuft, wiederum mitreißend geschrieben, darauf hinaus, dass sich angesichts der aktuellen bio- und informationstechnischen Umwälzungen auch die erfolgreichsten Ideologien des 20. Jahrhunderts (Liberalismus, Humanismus, Demokratie) überlebt haben könnten, und spekuliert darüber, welche neuen Paradigmen und Religionen ihnen nachfolgen und was das für Homo sapiens bedeutet.
Das alles wirft eine Menge Fragen auf. Um nur einige anzureißen, die mir gerade durch den Kopf gehen: Lässt sich das, was ein Mensch als den wesensbestimmenden Kern seines Daseins empfindet, nur erhalten, indem er sich den informationsverarbeitenden Datennetzen möglichst konsequent verweigert? Und wäre es überhaupt noch sinnvoll, etwas als menschlich Empfundenes gegenüber künstlicher Intelligenz verteidigen zu wollen, wenn maschinelle Algorithmen uns in naher Zukunft ohnehin viel besser kennen als wir selbst?
Kurz gesagt: Auf die Gefahr hin, biedermeiernd zu wirken, muss ich konstatieren, dass „Homo Deus“ starke Argumente für die Ansicht liefert, das Leben im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts sei insgesamt das sehr viel lebenswertere gewesen als das der Gegenwart …